Inspiriert durch Christoph Grimm, Autor und Herausgeber - darunter das Weltenportal-Magazins - werde ich an #25für25 teilnehmen: 2025 sollen insgesamt mindestens 25 Bücher gelesen werden. Hierbei werde ich insbesondere meinen SuB abbauen (bibliographische Angaben beziehen sich auf die mir vorliegende, nicht zwingend aktuelle Ausgabe).
Mit dabei ist auch Sarah Lutter, Bloggerin, Autorin und Leseratte. Schaut doch mal bei Sarahs Lesereise vorbei. :-)
Meine Leseaktivitäten werde ich hier und auf meinem Instagram-Account @literaturfragmente posten. Aktuell pausiert der Account.
Bislang abgeschlossene und rezensierte Werke:
1/25: Oliver Plötsch: Die Henkerstochter
2/25: Mircea Oprita/Herbert W. Franke (Hrsg.): SF aus Rumänien
3/25: Dimitry Glukhovsky: Metro 2033
4/25: Jan Oldenburg: Fantastik AG
5/25: Terry. B. Persson (Hrsg.): Nokturnen im Restlicht
6/25: Poul Anderson: Die Zeit wird kommen
7/25: Leigh Bardugo: Das Lied der Krähen
8/25: Ambrose Bierce: Die Spottdrossel
9/25: Isaac Asimov: Das Ende der Ewigkeit
10/25: Cassandra Clare: City of Bones
11/25: Walter Moers: Der Bücherdrache
12/25: Poul Anderson: Siegeszug im All
13/25: T. S. Orgel/A. S. Bottlinger/S. A. Cernohuby (Hrsg.): Die Hilfskräfte
14/25: Leigh Bardugo: Das Gold der Krähen
1/25: Oliver Plötsch: Die Henkerstochter: Historischer Roman
Taschenbuch, 507 Seiten, 16. Aufl, Berlin: ullstein, 2008 (DNB-Datensatz)
Klappentext: »Kurz nach dem Dreißigjährigen Krieg wird in der bayerischen Stadt Schongau ein sterbender Junge aus dem Lech gezogen. Eine Tätowierung deutet auf Hexenwerk hin und sofort beschuldigen die Schongauer die Hebamme des Ortes. Der Henker Jakob Kuisl soll ihr unter Folter ein Geständnis entlocken, doch er ist überzeugt: die alte Frau ist unschuldig. Unterstützt von seiner Tochter Magdalena und dem jungen Stadtmedicus macht er sich auf die Suche nach dem Täter.«
Mini-Rezension: Ein gut geschriebener Roman mit interessanten Figuren sowie einem in sich stimmigen und - im Hinblick auf die Henkerstochter-Reihe - abgeschlossenen Handlungsverlauf. Der Autor legt Wert auf historisch Authentizität - was ihm aus meiner Sicht als »Geschichtslaie« - insgesamt gut gelingt (er räumt im Nachwort ein, dass er aus dramaturgischen Gründen einzelne Sachverhalte verkürzt dargestellt hat). Einziger Kritikpunkt: Der Titel ist, da die Henkerstochter lediglich eine »nachgeordnete Rolle« spielt, ein wenig irreführend. Sollte mir jedoch irgendwann der Folgeband zwischen die Finger geraten, werde ich diesen mit großer Sicherheit auch lesen. :-)
2/25: Mircea Oprita und Herbert W. Franke: SF aus Rumänien: »Die beste aller Welten« und 16 weitere Geschichten
Taschenbuch, 223 Seiten, München: Goldmann, 1983 (DNB-Datensatz)
Klappentext: »Die Tatsache, daß innerhalb der letzten Jahre zunehmend auch nicht-angloamerikanische Autoren neue Ideen entwickeln, Eigenständiges in der SF und für die SF hervorbringen, wird in der deutschen SF-Verlagslandschaft bisher zu wenig Rechnung getragen.
Deshalb hat sich Goldmann dazu entschlossen, auch die SF-Literatur unbekannter Länder und Kontinente dem deutschen Publikum vorzustellen. [...]«
Mini-Rezension: Vorab möchte ich anmerken, dass die Geschichten tatsächlich einen »eigenen« oder »anderen« Charme haben. Ohne Frage merkt man ihnen an, dass sie aus den 1980er-Jahren (oder früher) stammen, weshalb man sich beispielsweise nicht über zum Beispiel in Erscheinung tretende Tonbandgeräte wundern sollte. Allerdings ist Charme nicht alles. Einige Geschichten sind nach meinem Empfinden inhaltlich »oberflächlich« oder enttäuschen durch ein offenes Ende (oder besser: einen Erzählungsabbruch), nachdem fokussiert auf dieses zugearbeitet wurde, und man als Leser eine wie auch immer geartete Lösung – oder zumindest einen diesbezüglichen Ansatz – erwartet. Zu wenige sind wirklich kreativ, sie verblassen sehr schnell nach dem Lesen. Für Vielleserinnen und -leser, die sich auch für ältere Science-Fiction interessieren, mag die Anthologie ein guter Griff sein und dazu beitragen, die Sammlung zu ergänzen und den eigenen Horizont auch international zu erweitern. Für alle anderen tue ich mir schwer, eine Leseempfehlung auszusprechen.
3/25: Dimitry Glukhovsky: Metro 2033
Taschenbuch, 783 Seiten, 5. Aufl., München: Heyne, 2008 (DNB-Datensatz)
Klappentext: »Es ist das Jahr 2033. Nach einem verheerenden Krieg liegen weite Teile der Welt in Schutt und Asche. Auch Moskau ist eine Geisterstadt. Die Überlebenden haben sich in die Tiefen des Metro-Netzes zurückgezogen und dort eine neue Zivilisation errichtet. Eine Zivilisation, wie es sie noch nie zuvor gegeben hat. Dies sind die Abenteuer des jungen Artjom, der von seiner Heimatstation aufbricht, um die Metro vor einer dunklen Bedrohung zu bewahren. Denn die letzten Menschen sind nicht allein dort unten …«
»Metro 2033« ist ohne Frage eine epische Abenteuergeschichte, in welcher es Dimitry Glukhovsky gelungen ist, eine eigene Welt zu erschaffen. Für mich überraschend hat er das Thema – Überleben nach einem Atomkrieg in den Tiefen der Moskauer Metro – extrem mystisch dargestellt. Auch dadurch gelingt es dem Autor eine zutiefst unheimliche Atmosphäre zu schaffen. Beeindruckend ist auch der Ideenreichtum, mit welchem er die Abenteuer des Protagonisten ausschmückt, und dies nicht nur in Bezug auf die Gefahren, die dieser zu bestreiten hat, sondern auch im Hinblick auf die unterschiedlichen Fraktionen innerhalb der Metro-Welt, deren unterschiedliche Ziele und Motivationen. . Tatsächlich hatte ich – aber dies ist wohl meiner Erwartungshaltung geschuldet gewesen und mindert nicht die Qualität des Werks – mit einer kühlen, nüchternen Endzeit-Dystopie gerechnet. Die mystischen Elementen sowie die stellenweise etwas ausartenden religiösen und esoterischen Passagen sind nicht so mein Ding gewesen. Ebenso – aber auch das ist Geschmackssache – haben mich die Traumpassagen des Protagonisten gestört. In Bezug auf den Schreibstil des Autors kann ich lediglich den Hang zu oftmals langen Monologen kritisieren. Zudem stellte sich mir die Frage, da es sich durchgehend um die Abenteuer des Protagonisten handelt, die dieser selbst erlebt, weshalb diesbezüglich nicht die Ich-Perspektive gewählt wurde. Dies hätte – zumindest bei mir – zu einer stärkeren Verbundenheit mit dem Protagonisten führen können. . Fazit: Wer nach einer »seriösen« Endzeit-Dystopie sucht, sollte von »Metro 2033« die Finger lassen. Wer hingegen bereit ist, sich auf ein mystisches Szenario einzulassen und Abenteuerliteratur mag, ist bei »Metro 2033« gut aufgehoben.
4/25: Jan Oldenburg: Fantastik AG: Ein Epos aus den fernen Ländern
Taschenbuch, 347 Seiten, München: Piper, 2013. (DNB-Datensatz)
Klappentext: »Ein Professor. Ein Student. Eine Tür zu einer fremden Welt. Und ein Haufen größenwahnsinniger Kobolde. Das kann doch nicht gut gehen …
Das verrückteste Stück Literatur seit Walter Moers.«
Mini-Rezension: »Fantastik AG« präsentiert sich als hurmorvolles Feuerwerk, in welchem das Genre auf eine äußerst liebevolle Art zuerst auf die Schippe und dann noch einmal durch den Kakao gezogen wird. Hierbei jongliert der Autor nicht nur mit verschiedenen Fantasy-Klischees, sondern webt auch Anspielungen aus unserer realen Welt in die Geschichte ein.
Fazit: Für Fantasy-Fans in jedem Fall eine wirklich schöne Lektüre. Ob diese – wie der Klappentext suggeriert – tatsächlich mit Walter Moers gleichzieht oder nicht ist beim Schmökern letztlich unerheblich.
5/25: Jerry B. Persson: Nokturnen im Restlich: Nachtgeschichten
Taschenbuch, 136 Seiten, Ahrensburg: tredition, 2025. (DNB-Datensatz)
Klappentext: »›Ich stellte die Lehne vom Sitz ein bisschen waagrechter, weil ich nicht wieder einschlafen wollte. Ich wollte die Nacht nicht verpassen. Nicht ihr Allumfassendes, nicht ihren Sternhaufen.‹
Mal humorvoll, mal melancholisch blicken vierzehn Autor*innen auf die Nacht. Sie entdecken dabei finstere Abgründe, wundersames Leuchten und Botschaften in den Heizungsrohren. Scheue Füchse und unheimliche Pferde treiben sich herum, Wiedergänger tauchen aus der Dunkelheit auf und mit ihnen so manche schmerzhafte Erinnerung ...«
Mini-Rezension: Die Anthologie ist mit Liebe zusammengestellt worden, was sowohl die Textauswahl als auch deren Anordnung zeigt (ich empfehle, »von vorn nach hinten« zu lesen). Aufgenommen wurden sowohl phantastische als auch realistische Beiträge. Zwar wird nicht jedem jeder sämtliche Geschichte gleichermaßen gefallen, jedoch ist kein »schwacher Text« unter ihnen: stets handwerklich und atmosphärisch gelungen, wobei die Plots durchgehend neue Wege beschreiten, die zu interessanten Pointen führen aber auch – im Falle offener Enden – ein Gefühl »befriedigender« Nachdenklichkeit hinterlassen. Einziger Kritikpunkt könnte der Umfang von »nur« 136 Seiten sein, jedoch würde das Werk durch »Wuchtigkeit« wahrscheinlich an Charme verlieren.
Fazit: Für Fans kreativer Kurzgeschichten spreche ich eine klare Leseempfehlung für dieses Anthologie-Kleinod aus.
Die beteiligten Autorinnen und Autoren und ihre Kurzgeschichten:
Anke Laufer: Nacht im Imperial
Iris Gassenbauer: Der hellste Stern der Gasse
Sophie Solchenbach: Das Maar in mir
Nikolaus Schwarz: Nächtliche Aussprache
Marie Meier: Pferdeflüstern
Minna Zuhr: Die Jägerin
Alex M. Gastel: Zappenduster
Juli Regen: Volamus
Maria Lehner: Strahlend weiße Nachtmusik
Nicole Hobusch: Candy
Isabell Höntsch: Wege durch Wälder
Sabine Frambach: Rache, spät serviert
Regine Hilt: Die Quartalsschläferin
Eliane Uebelhart: Reisende
Das Leseexemplar habe ich bei einem Gewinnspiel gewonnen.
6/25: Poul Anderson: Die Zeit wird kommen
Taschenbuch, 158 Seiten, München: Goldmann, 1973. (DNB-Datensatz)
Klappentext: »Zeitmaschinen gibt es nicht. Aber was, wenn man als Zeitreisender geboren wird? Jack Havig wusste nicht, wie er durch die Jahrhunderte reiste. Aber er konnte es - darüber bestand kein Zweifel. Also schaute er sich auf der Erde um: im antiken Rom, in Byzanz, beiden Indianern der Frühzeit - und zuletzt in der Zukunft. Und erst jetzt erkannte er den tiefen Sinn, der hinter seinem unerklärlichen Talent steckte ...«
Mini-Rezension: Was ich bislang von Anderson lesen durfte, habe ich nahezu durchgehend als positiv empfunden: »Die Zeit wird kommen« leider nicht. Zwar ist festzustellen, die Möglichkeit von Zeitreisen nicht technisch, sondern genetisch zu begründen außergewöhnlich und kreativ ist. Dass hierzu innerhalb des Romans keine ausführlichen Erklärungen geliefert werden, ist legitim. Allerdings behandelt der Autor nicht, wie sich die klassischen Fragen des Zeitreisephänomens in sein Setting einpassen: Zeitparadoxe werden nur erwähnt, Kontinuität oder Diskontinuität der Zeit völlig ausgeblendet.
Handwerklich ist zu kritisieren, dass der Autor grundsätzlich aus der Ich-Perspektive eines Beteiligten berichtet, dann aber über weite Strecken hinweg von den Erlebnissen des Protagonisten berichtet, als wäre er zugegen gewesen. Zwar weist die Handlung Konflikte auf, jedoch verläuft der Plot letztlich stringent wie eine Abenteuererzählung. Die Figuren bleiben größtenteils farblos, ihre Motivation weren erklärt und nicht erzählerisch dargestellt.
Fazit: Den Roman kann ich daher leider nur Anderson-Fans empfehlen. Wer ältere Zeitreiseliteratur lesen möchte sei z. B. auf »Die Tänzerin von Atlantis« (dt. 1974) von Anderson (ja, er »kann« Zeitreise) oder »Timeline« von Crichton (dt. 2000) verwiesen.
7/25: Leigh Bardugo: Das Lied der Krähen
Taschenbuch, 581 Seiten, München: Knaur, 2017. (DNB-Datensatz)
Klappentext: »Sechs unberechenbare Außenseiter – eine unmögliche Mission. Ein Dieb mit der Begabung, aus jeder Falle zu entkommen. Eine Spionin, die nur ›Das Phantom‹ genannt wird. Ein Verurteilter mit einem unstillbaren Verlangen nach Rache. Eine Magierin, die ihre Kräfte nutzt, um in den Slums zu überleben. Ein Scharfschütze, der keiner Wette widerstehen kann. Ein Ausreißer aus gutem Hause mit einem Händchen für Sprengstoff. [...]«
Mini-Rezension: Um ehrlich zu sein, hätte ich den Roman beinahe am Ende des ersten Kapitels abgebrochen. Und das wäre sehr schade gewesen (daher empfehle ich allen Leserinnen und Lesern, dieses Kapitel »zu überstehen«, da sich das zunächst diffuse Setting und die nebulösen Informationen später klären werden). Ab dem zweiten Kapitel hatte mich die Autorin mit »Das Lied der Krähen« in ihren Bann gezogen: ein unvorhersehbarer Plot mit zahlreichen Wendungen, hochinteressante Charaktere mit jeweils eigenen (glaubhaften) Motivationen und Hintergründen sowie ein durchdachter Weltenbau. Kurz zusammengefasst: Spannung pur für Fantasy-Fans und alle, die es noch werden möchten.
»Das Lied der Krähen« ist der erste Teil einer Dilogie mit einem nicht abgeschlossenen Plot. Den zweiten Teil - »Das Gold der Krähen« - werde ich im Laufe der Challenge ebenfalls hier vorstellen.
Der genannte Weltenbau ist, wie ich im Rahmen einer kurzen Recherche herausgefunden habe, auch Grundlage weiterer Romane von Leigh Bardugo. »Goldene Flammen«, der als Teil einer Trilogie ebenfalls innerhalb des sogenannten Grischa-Universums (»Grishaverse«) spielt, steht nun ebenfalls auf meiner Leseliste und wird hier voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte 2025 präsentiert werden.
8/25: Ambrose Bierce: Die Spottdrossel
Taschenbuch, 187 Seiten, Zürich: Diogenes, 1976. (DNB-Datensatz)
Klappentext: »Ambrose Bierce, geboren 1842, verschollen 1914, genannt ›Bitter Bierce‹: Reporter, Poet, Dandy, Offizier, Anti-Militarist, Anti-Illusionist, Misanthrop, Sardoniker, Zyniker, verheerender Humorist; als Erzähler Edgar [Allan] Poes einziger eigentlicher Thronfolger: hier glänzt er mit allen seinen Tugenden.«
Mini-Rezension: Zwar ist mir der Name Ambrose Bierce schon länger bekannt gewesen, gelesen hatte ich von ihm bislang nur »Des Teufels Wörterbuch« (eine absolute Empfehlung!). Selbstverständlich merkt man den Geschichten in »Die Spottdrossel« ihr Alter an. Es ist Phantastik, die in dieser Form heute nicht mehr geschrieben wird. Dessen bin ich mir bewusst gewesen, allerdings hatte ich irgendwie »mehr« erwartet. Fraglos ist es Literatur auf hohem Niveau, kommt aber meines Erachtens größtenteils nicht an Poe heran, der mit Bierce im Klappentext in einem Atemzug genannt wird. Lesenswert zu Bierces Werk ist das durchaus kritische Vorwort von Mary Hottinger, welches auch den Autor als Person beleuchtet.
Fazit: Die meisten Geschichten sind nicht schlecht, aber auch nicht berauschend; einige habe ich schlichtweg nicht verstanden. Es gibt auch Perlen, allerdings in einem überschaubaren Umfang. Mit den hier ebenfalls abgedruckten Fabeln (lediglich im Umfang von fünf Seiten) habe ich größtenteils nichts anfangen können. Empfehlen würde ich »Die Spottdrossel« daher insbesondere Fans klassischer Phantastik (E. A Poe, Algernon Blackwood etc.).
9/25: Isaac Asimov: Das Ende der Ewigkeit
Taschenbuch, 239 Seiten, Würzburg: Heyne, 2016. (DNB-Datensatz)
Klappentext: »Andrew Harlan ist ein ›Ewiger‹, einer der wenigen Menschen, die das Glück haben, in der ›Ewigkeit‹ zu leben – einem Ort außerhalb von Zeit und Raum. Die Aufgabe der ›Ewigen«ist es, zum Wohle der Menschheit subtile Veränderungen der Realität vorzunehmen. Als Andrew erfährt, dass sein nächster Auftrag zur Folge hat, dass die Frau, die er liebt, aufhört zu existieren, gerät er in einen Gewissenskonflikt. Er versucht, seine Geliebte in die ›Ewigkeit‹ zu holen, doch das hat katastrophale Konsequenzen [...]«
Mini-Rezension: »Das Ende der Ewigkeit« ist – erstveröffentlicht 1955 (!) – ein nach wie vor bedeutender Beitrag zur Zeitreise-Literatur. Mir hat gefallen, dass sich Asimov mit den Rahmenbedingungen der Zeitreise auseinandersetzt und für diese eine zumindest technisch denkbare Erklärung liefert, ohne innerhalb des Plots seitenweise »info-dump« zu produzieren. Aufgebaut wie ein Krimi, nimmt die Handlung zum Ende hin zunehmend an Fahrt auf und mündet in einer überraschenden Aufklärung. Eine klare Leseempfehlung!
Was mir allerdings nicht so gut gefallen hat: Der Protagonist wirkt – auch im Lichte seines »beruflichen« Backgrounds – stellenweise emotional polarisierend, seine zuvor schön herausgearbeiteten Fähigkeiten zur Reflexion kommen ihm dann seltsamerweise abhanden. Er wirkt nach meinem Empfinden manchmal »flach«. Ebenso habe ich die Nebencharaktere auch als etwas »blass« empfunden. Dies tut dem Werk an sich aber keinen wirklichen Abbruch.
Asimov ist einer »der Großen«, der mit Kreativität, aber auch aufgrund seines naturwissenschaftlichen Hintergrunds, realitätsnahe SF geschaffen hat. Dies hat geholfen, das Genre aus der »literarischen Schmuddelecke« zu befreien.
10/25: Cassandra Clare: City of Bones
Taschenbuch, 500 Seiten, Würzburg: Arena, 2013. (DNB-Datensatz)
Rechts im Bild: eine Knochenflöte aus der Sammlung von Friedhelm Schneidewind.
Klappentext: »Willkommen in New York City – der coolsten Stadt der Welt – der Stadt, die niemals schläft. Denn hier sind die Kreaturen der Nacht unterwegs: Feen und Vampire, Engel und Dämonen. Und sie sind auf der Jagd …
Gut aussehend, düster und sexy. Das ist Jace. Verwirrt, verletzlich und vollkommen ahnungslos. So fühlt sich Clary, als sie in Jace’ Welt hineingezogen wird. Was Clary nicht ahnt: Jace ist Dämonenjäger. Und als Clary mitten in New York City von den Kreaturen der Unterwelt angegriffen wird, muss sie schleunigst ein paar Antworten auf ihre Fragen finden. Denn sonst wird die Geschichte ein tödliches Ende nehmen! [...]«
Mini-Rezension: »City of Bones« ist der erste Band aus der Reihe »Chroniken der Unterwelt«. Der bandspezifische Plot wird zwar insgesamt zu einem Ende gebracht, jedoch dient dieser – wie bei Mehrteilern üblich – auch dazu, in den Meta-Plot einzuführen und zum Weiterlesen »zu animieren«. Auch wenn es nicht explizit aus dem Klappentext hervorgeht, würde ich den Titel in die Kategorie Jugend-Fantasy einordnen, die aber auch einem erwachsenen Leserkreis Spaß durchaus machen kann.
Was hat mir gut gefallen? Interessante Charaktere, die mich als Leser mitgenommen haben, ein interessanter – wenn auch nicht ganz neuer – Weltenbau sowie ein angenehmer Schreibstil: eine ideale Feierabendlektüre zum Abschalten.
Was hat mir nicht so gut gefallen? Die Ausführlichkeit (gut 10 % »Kürzungspotenzial«), durchgehend flache Nebencharaktere, ein etwas überfrachteter Weltenbau und stellenweise vorhersagbare Entwicklungen. Letzteres kann aber auch daran liegen, dass ich innerhalb dieses Genres bereits sehr viel gelesen habe.
Fazit: insgesamt gelungene Fantasy-Kost für ein breites Lese-Publikum.
11/25: Walter Moers: Der Bücherdrache
Taschenbuch, 175 Seiten, München: Penguin, 2021. (DNB-Datensatz)
Klappentext: »In Buchhaim, der ›Stadt der Träumenden Bücher‹ erzählt man sich eine alte Geschichte: Sie handelt vom Drachen Nathaviel, der tief im Ormsumpf haust und dessen Schuppenhaut aus Büchern besteht, von denen eine mysteriöse Kraft ausgeht. Eines Tages nimmt der kleine Buchling Hildegunst Zwei all seinen Mut zusammen und macht sich in die Katakomben der Stadt, um eine der wertvollen Drachenschuppen zu erbeuten. Ein gewagtes Unternehmen, denn bislang ist niemand lebend von solch einem Versuch zurückgekehrt. [...] Ein waschechtes zamonisches Abenteuer über die Welt des Schreibens, des Lesens und die Hingabe an die Literatur.«
Mini-Rezension: »Der Bücherdrache« ist eine wirklich schöne Abenteuererzählung. Es beginnt und endet mit einem Comic und auch innerhalb des Werks trifft man auf liebevoll gestaltete Illustrationen. Die Story ist in Teilen vorhersehbar, in Teilen überraschend. In jedem Fall schließt man den Protagonisten schnell ins Herz und gewinnt sogar seinem Widersacher Sympathien ab. Dass dieser selbst von seinem Abenteuer berichtet, nimmt diesem zwar einen Teil der Spannung, wirkt aber atmosphärisch sehr gut. Allerdings – dies kann aber an meiner Passion für Kurzgeschichten liegen – habe ich manche Darstellungen als zu ausführlich empfunden. Hinzu kommt, dass die Schrift groß, das Papier dick und auch die Illustrationen einen gewissen Platz einnehmen. Daher hätten (2021) für 175 Seiten aus meiner Sicht keinesfalls mehr als 13 Euro aufgerufen werden dürfen ...
Fazit: Wer Bücher und Buchlinge liebt ist beim Bücherdrachen bestens aufgehoben. Und auch als Nicht-Zamorienexperte hat es mir gut gefallen.
12/25: Poul Anderson: Siegeszug im All
Taschenbuch 140 Seiten, München: Heyne, 1972. (DNB-Datensatz)
Klappentext: »POUL ANDERSON präsentiert die Welt von morgen in vier seiner besten Science-Fiction-Erzählungen:
Der Übermensch: Die Story von den Weltraum-Kriegern, die der Erde den Frieden garantieren.
Der Rettungsplan: Die Story von den Menschen, die in die Vergangenheit gehen, um der Zukunft eine Chance zu geben.
Siegeszug im All: Die Story von dem Volk, das sein Schicksal in die Hände von Spielern legt.
Menschenjäger: Die Story von den Männern, denen der Staat erlaubt, Verbrechen zu begehen.«
Mini-Rezension: Zunächst sei angemerkt, dass es sich um klassische SF-Kurzgeschichten handelt (Erstveröffentlichung 1955) und die deutsche Übersetzung von deren Titeln – wie so oft – recht frei erfolgte.
»Der Übermensch« (engl.: Kings who die) basiert auf dem Aufeinandertreffen zweier Feinde, die schließlich darin übereinstimmen, den Krieg – wenn auch zu einem hohen Preis – zu beenden. Ein eher durchschnittlicher »Anderson«.
»Der Rettungsplan« (engl.: Wildcat): Zeitreisende bauen – zwischen Farnenwäldern und Dinosauriern – Öl für eine im Krieg befindliche Zukunft ab. Atmosphärisch dicht und anspruchsvoll, mit überraschenden Wendungen. Sehr schön!
»Siegeszug im All« (engl.: Inside straight): Das Zusammenleben eines friedliebendes Volks basiert auf der Spieltheorie und schürt damit Eroberungsgelüste. Gelungene Story mit einer herrlichen Pointe. Top!
»Menschenjäger« (engl.: Licence): Der Staat erteilt Lizenzen zur Verbrechensausübung, um illegales Handeln wie beispielsweise Entführungen humaner zu gestalten. Interessante Idee, schönes »Worldbuilding«, allerdings – aus heutiger Sicht – stellenweise klischeebehaftet.
Fazit: Leseempfehlung für Fans (klassischer) Science Fiction. Genre-Neulinge könnten sich mit dieser älteren Art von SF schwertun.
13/25: T. S. Orgel/A. S. Bottlinger/S. A. Cernohuby: Die Hilfskräfte: Die wahren Herren des Dungeons
Taschenbuch, 299 Seiten, Traunstein: Amrûn, 2018. (DNB-Datensatz)
Klappentext: »Der Dungeon: uralt, mit gewaltigen Ausmaßen und von unzähligen Kreaturen bevölkert.
Wer herrscht über Dungeons? Ihre Besitzer oder Besetzer? Nein, die wahren Herren des Dungeons sind jene, die ihn am Laufen halten. Die das vergossene Blut aufwischen, die Knochen der Skelette sortieren, die Fallen reparieren und die Monster füttern. Das Buch erzählt ihre Geschichten.
Lernt sie kennen: Die Hilfskräfte – Die wahren Herren des Dungeons!«
Mini-Rezension: Die erfrischend ungewöhnliche Fantasy-Anthologie umfasst 14 Kurzgeschichten, unter anderem von Ju Honisch, Stephan R. Bellern sowie Christian von Aster (übrigens treten Tom und Stephan Orgel hier nicht als Duo auf, sondern als Autoren ihres jeweils eigenen Beitrags). Wie in jeder Anthologie präsentieren auch hier die Geschichten ein breites Spektrum, die sicher von jedem – so auch vom Rezensenten – »geschmacklich« unterschiedlich einschätzt werden (können). Aus meiner Sicht sind alle Beiträge handwerklich solide und irgendwo zwischen »gutem Durchschnitt« sowie »wirklich gelungen« einzuordnen (mir ist kein schlechter Beitrag aufgefallen). Besonders gefallen haben mir »Schicht im Schacht« (T. Orgel), »Zweiter Durchgang« (R. Gates), »Das Heldenproblem« (B. Perplies) und »Kopfsache« (M. Vogeltanz). Trotz aller Begeisterung habe ich zwei Kritikpunkte: In einigen Geschichten wurde das Thema »Hilfskräfte« dahingehend weit gefasst, dass sie lediglich in einem Dungeon spielen. Da hätte ich mehr erwartet. Zudem sind mir verhältnismäßig viele Rechtschreibfehler aufgefallen.
Fazit: Gerade Pen-and-Paper-Fans werden mit der Anthologie großen Spaß haben, doch auch der »normalen« Fantasy-Gemeinde kann ich deren Lektüre wärmstens empfehlen.
14/25: Leigh Bardugo: Das Gold der Krähen
Taschenbuch, 592 Seiten, München: Heyne, 2018. (DNB-Datensatz)
Klappentext: »Sechs unberechenbare Außenseiter – ein unerreichbares Ziel: Rache!
Kaz Brekker und seinen Krähen ist ein derart spektakulärer Coup gelungen, dass sie selbst nicht auf ihr Überleben gewettet hätten. Statt der versprochenen fürstlichen Belohnung erwartet sie jedoch bitterer Verrat, als sie nach Ketterdam zurückkehren. Haarscharf kommen die Krähen mit dem Leben davon, Kaz' Geliebte Inej gerät in Gefangenschaft. Doch Kaz trägt seinen Spitznamen ›Dirtyhands‹ nicht ohne Grund – von jetzt an ist ihm kein Deal zu schmutzig und kein Risiko zu groß, um Inej zu befreien und seinen betrügerischen Erzfeind Pekka Rollins zu vernichten. [...]!«
Mini-Rezension: »Das Gold der Krähen« ist der zweite Teil einer Diologie (den ersten Teil – »Das Lied der Krähen« – habe ich unter 7/25 rezensiert). Hier erfahren wir mehr über die Hintergründe der sechs Außenseiter und deren Motivationen. Dies ist zwar interessant, führt jedoch zu – aus meiner Sicht – vermeidbaren Längen. Der Plot an sich ist gut durchdacht, spannend geschrieben und hält mehrere Wendungen sowie Überraschungen parat. Insgesamt kommt er aber nicht an die Dynamik des ersten Teils heran. Dies klingt wahrscheinlich negativer als ich es meine: »Das Lied der Krähen« ist (Low) Fantasy auf höchstem Niveau. Am Ende des Romans wird der Plot abgeschlossen, wobei sich die Autorin die Möglichkeit offen gelassen hat, Sequels zu schreiben.
Fazit: Für Fans dunkler (Low) Fantasy äußerst empfehlenswert. Begeistert vom Weltenbau, dem Grischa-Universums (»Grishaverse«) und dem Schreibstil der Autorin habe ich mir auch »Grischa: Goldene Flammen« auf den SuB gelegt …
Anmerkung für Juristinnen und Juristen: Meine Teilnahme an #25für25 dient nicht der Werbung, sondern dem Austausch mit anderen Leserinnen und Lesern. Alle abgebildeten Bücher habe ich entweder gekauft, in öffentlichen Bücherschränken getauscht oder von Privatpersonen als Geschenk oder Leihgabe erhalten. Die Auswahl der Titel erfolgte nach Lust und Laune (und dem, was mich aus dem Bücherschrank heraus wahlweise lieb oder streng anblickte), bei den Rezensionen handelt es sich ausschließlich um meine persönliche (äußerst subjektive) Meinung. Für meine Teilnahme an #25für25 werde ich weder bezahlt, noch erhalte ich hierfür geldwerte Vorteile (ausgenommen Lesespaß und vielleicht ein paar Herzen auf Instagram).